Donnerstag, 17. Januar 2008

Manchester, Music, Mitbewohner


Wieso ich mir gerade Manchester als Ziel für mein Auslandssemester ausgesucht hab ist ja kein Geheimnis. Nicht etwa wegen der weltberühmten Universität, dem wunderbaren Wetter, der gefeierten Fussballmannschaft oder der kulinarischen Vielfalt nämlich, sondern der Musik wegen. Natürlich.
Seit Monaten durchforste ich die Tourpläne sämtlicher meiner Lieblings-, Halblieblings-, Fastlieblings- und Vielleicht-bald-Lieblingsbands und habe im Zuge dessen ja schon im November Karten für das am 10. Februar anstehende Babyshambles Konzert (das wichtigste von allen!) ergattert.

The Smiths, Joy Divison, New Order, Oasis, James, The Stone Roses, Lamb, Happy Mondays, The Verve, … - alle kommen sie aus Manchester. Schon alleine deswegen, hab ich mir gedacht, muss über dieser Stadt ein Geist schweben, der mein Herz mit Freude erfüllen wird, wenn ich einfach erst einmal auf diesen holprigen Straßen durch die Pfützen springe.
Dem war aber zuerst einmal gar nicht so. Die Zimmersuche gestaltete sich mehr als schwierig und neben dem ganzen Organisationskram hatten wir bisher kaum Zeit uns dem berüchtigten Nachtleben dieser verrückten Stadt zu widmen. Jetzt, wo wir endlich wirklich alle fix irgendwo wohnen, jeder eine englische Handysimkarte hat und die Aktivierung unserer englischen Konten langsam in greifbare Nähe rückt, werden wir das wohl in Angriff nehmen.

Ich persönlich habe es ja als mein Schicksal angesehen, dass ich hierher komme. Und ich und mein Schicksal hatten bisher noch nie ein Problem miteinander. Als ich dann aber hier in die Wellington Road eingezogen war, da musste ich mich schon kurz fragen, was sich das Schicksal wohl dabei gedacht hat, mich in eine solche Runggelbude zu verschlagen. Ich bin wirklich kein Ordnungsfanatiker, aber beim Anblick gewisser Räume in diesem Haus hat es mir am Anfang schon ein bisschen die Sprache verschlagen.
Meine 6-7 Mitbewohner stellten sich als sehr seltsame Menschen heraus, die ihre Zimmer höchstens verlassen, um ihr Geschäft zu verrichten, zu duschen oder zu kochen. Angeblich haben sie den Megastress an der Uni und müssen ganz viel lernen, was ich aber bezweifle - bei höchstens 2 Tagen Unterricht in der Woche. Als wir dann mit einer der Mädels ein Gespräch über Musik führten und sie uns unter quietschendem Gejubel erklärte, dass sie Karten für das Spice Girls Konzert habe, da hätt ich mich schon fast mit meinem Schicksal angelegt. Als der Mitbewohner über mir in voller Lautstärke undefinierbaren Klängen der unerträglichen Art zu lauschen begann, schrie ich laut: "WARUM?!" Und als Ninas Zimmernachbar Sakis uns erklärte, dass nur House das Wahre ist, wollte ich weinen.

Aber dann kam mein Mitbewohner Dafydd aus Wales zurück. Er ist der einzige Raucher im Haus und ist froh, dass mit mir einmal jemand eingezogen ist, der sich im Wohnzimmer aufhält - dem einzigen Ort wo man rauchen darf. Also treffen wir uns immer dort. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die anderen im Haus nicht so angetan von ihm sind. Er ist halt ein bisschen… anders. Kein Wunder, dass ich ihn geich in mein Herz geschlossen hab.
Gestern hat er mir vorgeschlagen noch eine DVD anzuschauen. Zu diesem Zweck hat er mich in sein Zimmer gebeten, damit ich mir dort eine DVD aus seinem Regal aussuchen konnte. Und was erblickten meine linsengeplagten Augen in der Ecke des Zimmers? Eine Gitarre und einen Bass! Der Dafydd ist ein Musiker.
Als er die Freude in meinem Gesicht sah, begann er sofort, ein Privatkonzert für mich zu spielen. Wie man sich sicher vorstellen kann fühlte ich mich äußerst geehrt. Dann hielt er mir die Gitarre hin und fragte: "Wanna try?" Aber sicher. Ich hängte mir das Teil um und klimperte drauflos, worauf er in schallendes Gelächter ausbrach und rief: "It looks huge on you!"
Bevor wir dann "City Of God" in den DVD-Player legten, sahen wir uns auf BBC noch eine Diskussion über den Einfluss britischer Musiker aus den 60ern auf die heutige Musikszene an und quatschten über alle möglichen alten und neuen Bands.

Und somit habe ich mich mit meinem Schicksal dann auch versöhnen können. Mein Mitbewohner ist ein Musik-Freak - was will man mehr?!

Oh, das Beste kommt am Schluss: die Sara und ich haben uns - nachdem uns Dafydd den glorreichen Tip gegeben hat - gestern Karten für das Radiohead Konzert Ende Juni gekauft. Juchu!


Cheers loves,

Malaika

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

eigentlich eine ziemliche provokation ... all die geilen konzerte und bands auf einem haufen. und dann auch noch radiohead. ich überleg grad, ob mich der neid fressen oder ob ich mich für euch freuen soll.

na gut - freu ich mich halt ... ; )

Anonym hat gesagt…

Ich freu mich, dass Du es wieder einmal geschafft hast, zwölf widrige Umstände als akzeptabel hinzunehmen, bloß weil einer nett ist. Aber schön, ich gönn's Dir wirklich von Herzen. :-)

Carola a.k.a. el ROLLO hat gesagt…

Es ist doch immer wieder eine Freude, sich euren Blog durchzulesen... Malaikas Posts fesseln mich immer wieder und auch ich war zum Schluss beruhigt, dass wenigstens einer der Mitbewohner Musikgeschmack beweist :)