Donnerstag, 31. Januar 2008

The earth is not a cold dead place





Während unsere Mitstudenten 3D lernen oder sich mit sonstigen akademischen Belangen beschäftigen, sehen wir unseren Auslandsaufenthalt ja eher als kulturellen Auftrag im Namen des Zusammenrückens der Völker an, die durch eine miese Laune der Natur und etwas so Lächerliches wie Geographie und irgendwelche verschobenen Platten voneinander getrennt wurden. Nachdem sich unsere Forschungsarbeit bislang auf Suffgespräche an Bushaltestellen oder in den Raucherzonen zahlreicher Bars und Clubs (sprich: draußen) beschränkte, haben wir nun eine weitere Dimension der Kultur für uns erobert und unser erstes Konzert besucht: "Explosions in the Sky".

Ich war ja schon ein bisschen aus dem Häuschen als ich irgendwo las dass die demnächst hier spielen würden und danach aufgrund akuter Ausverkaufsnervosität erst wieder beruhigt, als ich das wunderschöne Ticket endlich in meinen Händen halten und es abknutschen konnte. Voller Vorfreude und mit funkelnden Augen traf ich also Mali, ihren Mitbewohner Dafydd und Nina ungefähr 15 Minuten vor Einlass vor der Konzerthalle. Merkwürdigerweise hatte sich bereits zu diesem Zeitpunkt eine kilometerlange Britenschlange gebildet. Die Kolonne war so lang, dass ich erst befürchtete vor der falschen Manchester Academy gelandet zu sein und jetzt auf ein Linkin Park-Debakel gehen zu müssen - war dann aber doch richtig. Wahrscheinlich wollten die Leute einfach die ersten am Bierstand sein, sonst fällt mir da kein wirklicher Grund ein der irgendwie Sinn machen würde. Naja! Nina war die Einzige von uns die noch kein Ticket hatte und sorgte aus diesem Umstand heraus für ein weiteres kulturell sehr wertvolles Ereignis: Da war nämlich so ein mysteriöser Typ, nein eigentlich sogar zwei, die ständig entlang besagter Schlange der Sinnlosigkeit vor dem Einlass auf- und abliefen und dabei ein dunkles "Spare ticketsss... spare ticketsss... spare ticketsss..." vor sich hin zischten. Wir rätselten erst rum, ob der eine noch ein Ticket kaufen und der andere welche verchecken wollte, was ja schon fast einer tragischen Hollywoodschnulze gleichkommt, wo die sich schließlich dauernd auf halbem Weg der Schlange begegnen und dann doch aneinander vorbeisegeln, obwohl sie mit ihren sich perfekt ergänzenden Anliegen eigentlich für einander geschaffen wären!! Waren dann aber doch nur zwei gewöhnliche Schwarzmarkttypen in direkter Konkurrenz zueinander, was wahrscheinlich auch der Grund dafür war dass sie sich nicht weinend um den Hals gefallen sind, wie ich es für richtig gehalten hätte.
Nina schickte schließlich Dafydd vor, der in seinem Anzug äußerst slick und eh schon ziemlich businessmäßig aussah, um so ein Ticket abzustauben. Unsere erste Begegnung mit der Halbkriminalität also, wie aufregend! Wieder um eine Erfahrung reicher konnten wir alle doch noch, als die Schlange sich plötzlich in rasanter Geschwindigkeit in die Halle reinwand (nämlich zur Einlasszeit, d-uh) die Manchester Academy 1 betreten und über die frisch renovierte Geräumigkeit staunen. Ich staunte nicht besonders lange sondern tat es den Eingeborenen gleich und sprintete gazellengleich zur Bardame, auf dass sie mir taufrischen himmlischen Nektar zu meinem leiblichen Wohle gereiche, welches sowohl meine angekratzte Kehle vergülden als auch meine geschundene Seele in samtig-weicher Manier in warmer Umarmung heilen sollte. Anscheinend ist da in der Kommunikation aber wieder mal was schief gelaufen, die Alte hat mir nämlich doch wieder nur ein Bier im Plastikbecher hingeknallt. Naja, trotzdem danke.

Die Vorband bestand aus einem Typen der mit Gitarre, Effektgeräten und Keyboard/Synthie/keine Ahnung wirklich sehr schöne und wirklich sehr depressive Musik machte. Dass besagter Typ wirklich anwesend war erfuhren Mali und ich überhaupt erst nach zwei Liedern von Dafydd, da sich in der Zwischenzeit zu viele Briten zwischen der Bühne und unseren addierten knappen zwei Metern Körperlänge aufgebaut hatten.
Nach einem durch das zweite Bier nötigen kurzen Klogang waren wir glücklicherweise schlau genug, es einfach mal weiter vorne und links zu probieren. Da konnte man sogar teilweise was von der Bühne sehen, auch auf meiner Augenhöhe! Das war sehr super, weil ziemlich bald schon meine Lieblingsexplosionen die Bühne betraten und uns anderthalb Stunden lang in ihren Bann zogen. Ich muss zugeben dass ich sogar ab und zu die Augen geschlossen habe, was ja so ziemlich das "cheesieste" ist was man machen kann, aber es war echt zu schön um uncheesy zu bleiben. Außerdem habe ich ja keine Kreistänze aufgeführt und mir dabei vorgestellt ich wäre ein Baum im Zauberwald. Also alles noch im Rahmen.
Nach dem letzten Lied schickte ich noch ein paar Kusshände auf die Bühne und wir verließen die Halle wieder, mit der Romantik im Herzen.

Da ja jeder mit der Romantik ein bisschen anders umgeht, gingen wir nun getrennte Wege. Nina war zu müde und wollte darum nachhause, Mali war "too happy" und wollte darum auch nachhause, ich für meinen Teil war aber selbst auch "too happy" und wollte darum eben noch nicht nachhause, weshalb ich mich Dafydd auf der Suche nach seiner geburtstagfeiernden Mitbewohnerin anschloss. Dieses Unterfangen gestaltete sich als äußerst schwierig, da wir sie zwar immer wieder in verschiedenen Bars fanden, doch jedesmal seltsamerweise kurz bevor sie und ihre Freunde sich auf den Weg in ein anderes Lokal machten - und immer kurz nachdem wir schon etwas bestellt hatten. Hm!
Auch nicht weiter schlimm, so konnte ich zumindest weitere neue Besonderheiten kennenlernen - zum Beispiel die Karaoke Night im Footage, einem Pub/Club für die Jüngeren unter uns, also nicht für mich, sondern für die wirklich Jüngeren unter den Anderen. Ich weiss jetzt auch warum die Pubs hier so gerne Karaokeparties veranstalten: Wenn da nämlich ein angeheiterter Typ bei 50.000 Dezibel "The circle of life" von Elton John oder "I will follow him" aus Sister Act brüllt und die 13.000 Zuschauer begeistert mitgröhlen, kann man gar nicht anders als die Pints in Rekordzeit runterzuschütten. Göttlicher Nektar hin oder her, da hilft echt nur noch Betäubung.

Zum Schluss dieses vor Romantik und Schmalz nur so triefenden Eintrags noch eine letzte neue Erkenntnis von mir aus dieser magischen Nacht, diesmal linguistischer Natur:

Wenn ein Mann eine Frau "love" nennt, also wie in "cheers, love" oder "sorry, love", ist das ganz normal.
Wenn eine Frau eine Frau "love" nennt, ist das auch ganz normal.
Wenn ein Mann einen Mann "love" nennt, ist das schon ein bisschen anders und könnte für Irritationen sorgen.
- Wenn aber eine Frau einen Mann "love" nennt, wird sie dafür ge"bummed".

Sara: "Und was bedeutet bummed?"
Dafydd: "It means you get ass-raped."





"Cheers love" also an die Weiber
und ein trockenes "Tschüss" den Männern,
Sara

Montag, 28. Januar 2008

Was wir hier eigentlich machen...


...naja, die Manchester Metropolitan University besuchen. Und um jetzt eben mal was vernünftiges zu schreiben, folgt ein Beitrag über das, was wir in dieser Uni so tun, nich, dass noch Jemand drauf kommt, wir wärn hier nur zum Spaß. Nun gut, wenn man es genau nimmt, ist es schon ziemlich relaxed, im Vergleich zur FH zu Hause zumindest. Da wir ja zwei Terms (Trimester) á ca. 10 Wochen hier absolvieren, machen wir verschiedene Projekte. Das, an dem wir im Moment arbeiten, wurde vorher noch nie an der MMU gemacht. Es ist ein fächerübergreifendes Projekt, das heißt in jeder Gruppe (ca. 12 Leute) sind jeweils zwei aus einem Fachbereich (3D, Textil, Illustration, Fashion usw.) zusammengewürfelt. Die 3D-Leute haben wir leider noch nie gesehn, die hams wohl verpeilt – auch cool! Das Thema lautet „Food“ und jeder Gruppe wurde nun ein bestimmter Stadtteil von Manchester zugeteilt, in dem recherchiert wird und so. Wir haben einen Stadtteil erwischt, der ziemlich weit außerhalb liegt und auf mich wirkt wie eine andere Welt. Als wir nach „Stockport“ kamen, hatte ich das Gefühl, das sei ein kleines, süßes Hafenstädtchen. Naja, ist es nicht, aber schön ist es trotzdem. Auf jeden Fall haben wir dort zusammen den Markt erkundet, es gab echt coole Sachen wie zum Beispiel riesen-große Geburtstagstorten, wo einer aus Marzipan drauf liegt und kotzt☺ Is doch mal was, oder? Ich persönlich hab ja gleich beschlossen, eine kleine Video-Doku über das Ganze zu machen, weil ich 1. nicht wirklich der Print-Chef bin, mir 2. die Ideen für ein Magazin oder sonst was gefehlt hätten und ich 3. diesen Slang hier immer noch sehr schwer verstehe und deshalb recht selten mit meinen Schulkollegen kommuniziere. Ha ha, ihr müsstet echt mal die Hofer, die sonst nicht einmal die Klappen halten kann, hier erleben. Ich fühl mich total wie beschnitten, ich kann einfach nix mit denen reden, weil ich sie ja eben nicht verstehe. Außer, wenn ich betrunken bin, dann spreche ich quasi fließend englisch, aber das ist mir bei anderen Sprachen auch schon aufgefallen. Ich glaub, ich sprech einfach besoffen alle Sprachen dieser Welt - praktisch, oder? Ok, um auf die Schule zurückzukommen: morgen fahren wir wieder auf diesen Markt nach Stockport und dann machen wir Interviews etc., denn bisher hab ich nur das Intro geschnitten. Also die Schul-Girlies fandens geil, aber die findens auch schon ziemlich geil, wenn nur einer mit ner Video-Kamera um sie rum ist. Dazu muss ich allerdings erwähnen, dass ich die „größte“ Kamera (das ist die Panasonic, die wir an der FH haben) der Schule nicht ausleihen durfte. Es war schon ein Zugeständnis, mir fremdem Wesen, überhaupt eine der großen Kameras (etwas kleiner als die Panasonics in Vol.) in die Hand zu drücken. Hab ne Ausnahme-Genehmigung, weil wir eben an der FH schon Video hatten. In unserem Studiengang hier machen die normalerweise nix mit Video, dafür gibt’s nen eigenen, also Studiengang. Ach, ich schweife furchtbar ab. Also auf jeden Fall müssen wir als nächstes Projekt dann eine Kampagne für oder gegen was Gutes bzw. Schlechtes gestalten. Das Beste daran ist, dass die Teacher ungefähr 10 Mal erwähnt haben, dass das also nicht aus Marketing-technischer Sicht umgesetzt werden muss – Danke☺ Das heißt, ich glaube, ich mache wieder ein Video oder wir! Sehr praktisch, oder und so abwechslungsreich... Weiterhin habe ich bis jetzt registriert, dass wir ein Essay schreiben müssen über Schnitt und Licht und Komposition und und und – das kann wieder was werden, mal schaun, welcher meiner drogenabhängigen Heim-Mitbewohner bereit ist, das für nen Zehner zu machen?!? Oder ich schreibs einfach im Suff, haha, brillante Idee! So, mehr weiß ich leider noch nicht. Ach doch, eins fällt mir noch ein und das ist echt interessant, wir konnten hier schon einen Kurs in Screenprinting belegen und einen in Letterpress (also Buchdruck, wa!). Das war echt beides sehr interessant und ich hoffe, dass ich damit noch was machen kann während der Zeit hier – die fliegt nämlich nur so dahin. Aber für so ne Abschlussdoku mit allem drum und dran, was man erlebt hat, könnt ich mir diese Techniken gut vorstellen. So denn meine Lieben, ich zieh mir jetzt meine englische Lieblings-Fernseh-Serie („Shameless“, spielt in Manchester, so in den „Slums“) rein – das ist echt super lustig und total empfehlenswert, wenn man wie ich den Slang endlich verstehen will...
Also, in diesem Sinne - Cheers Bunnies, eure Großstadt-Nina.

Sonntag, 27. Januar 2008

Sorry seems to be the lovedest word


Allgemein ist man in England sehr höflich. Es überrascht wahrscheinlich niemanden, dass unter uns patscherten Landeiern "sorry" das meistausgesprochenste Wort ist, aber auch die Einheimischen gebrauchen es verhältnismäßig oft und aus den merkwürdigsten Gründen.
Hier einige Schwänke aus meinem Leben:

1. Unser Bad hat kein Schloss an der Tür - also die Tür hat schon ein Schloss, das ist aber kapputt. Eigentlich hätte ich mittlerweile checken müssen, dass eine geschlossene Badezimmertür "besetzt" bedeutet. Hatte ich aber nicht. Deswegen hat mich die geschlossene Tür gestern auch nicht abgeschreckt.
Da hier im Haus alle Türen klemmen hab ich also die Klinke gedrückt und mich gleichzeitig schwungvoll mit ganzem Gewicht gegen die Tür geworfen, die prompt auf Widerstand stieß. Klang äußerst ziemlich eindeutig nach Kopf, dasjenige gegen das die Tür da knallte. Gleichzeitig ertönte ein Schmerzensschrei. War also auch höchstwahrscheinlich ein Kopf, würde ich jetzt mal sagen.
Direkt im Anschluß ertönt ein lautes "I'm sorry!" aus dem Bad. Gleichzeitig mit meinem "sorry" übrigens. Hallo? Ich war doch der Missetäter und Körperverletzer! Warum also entschuldigt sich die unschuldige, mißhandelte Person im Bad?

2. Fernsehabend im Wohnzimmer. Ein unterdrücktes Niesen von Gem, kaum hörbar. Mir rutscht ein herzliches "Gsundheit" raus, für das ich mich direkt im Anschluss gleich mit den Worten: "Oh sorry. I'm talking German to you again." entschuldige.
Darauf sie: "Oh excuse me. I'm sorry. " Warum? Fürs Niesen kann doch wirklich keiner was. Ich werde sofort drüber aufgeklärt, dass es Länder gibt, in denen Niesen generell verboten ist.
"Aha", sag ich. "And what are you supposed to do?"
"Use a handkerchief or go to jail." Na dann…

3. Im Bus. Ich, wieder einmal zu verpeilt um rechtzeitig den Halteknopf zu drücken, springe erst auf, als der Bus zufälig eh an meiner Haltestelle stehenbleibt. Kurz vor dem Ausgang remple ich aus Versehen einen älteren Herrn an (bzw. renne ihn beinahe über den Haufen). Vor lauter Schock und Stress fehlen mir die Worte. Ihm nicht.
"Sorry.", sagt er. Und ich rufe reflexartig über meine Schulter: "No problem."
So bin ich. Nett halt.

Cheers loves,

Malaika

Dienstag, 22. Januar 2008

Der stylischste Klokübel aller Zeiten. WOW!




Wenn der Kübel richtig funktioniert, dann muss man ihn nicht mal anfassen. Das Teil hat mich so fasziniert, dass ich gleich einen Film drehen musste.
Übrigens befindet sich dieses Wunder der Technik im Klo unserer vorläufigen Stammkneipe Trof im Northern Quater. Da trinke ich immer gerne besonders viele Guinness, weil das Klo auch so schön ist. Soviel also zu diesem äußerst interessanten Thema, das wahrscheinlich haupsächlich (und allein) den Markus Vögel begeistern wird. ;-)




Cheers loves,

Malaika

Manchesters auditive Seite II

Nachtrag zu gestern:

Das Schönste, was es hier für mich zu hören gibt, sind -man höre und staune- die zwischernden Vöglein. Besonders nachts sind sie sehr aktiv. Entweder die haben den Abflug in den Süden verpasst, keine Orientierung oder sie tun es den coolen Menschen hier gleich...
Das wars und bis bald, Nina.

Manchesters auditive Seite

Also ich muss schon sagen Leute: was meine außerordentlich empfindlichen und von der Kleinstadt offenbar ziemlich geschonten Ohren hier so zu hören kriegen – Puh, echt beeindruckend!
Beginnen wir mit dem heutigen Morgen. Da bin ich nämlich gegen 8 Uhr vom Feueralarm in meinem Heimzimmer aufgewacht. Nach drei panischen Runden durch die 4 Quadratmeter-Bude (also quasi Morgensport) hab ich gemerkt, dass es nicht nach Rauch riecht und mich etwas beruhigt (hab am Abend erfahren, dass das der wöchentliche Probealarm war, haha). Aber ich sag euch, Leute, LAUT ist für diese Alarmanlage kein Ausdruck.
Und das, wo ich doch eh schon jeden Abend damit leben muss, dass es in einer Großstadt nun mal normal ist, wenn 70 Mal der Krankenwagen vorbei- (und von der Lautstärke her quasi durch mein Zimmer) fährt. Warum die hier so oft fahren, verraten mir meine ängstliche Seele und die weibliche Intuition: also wahrscheinlich haben sich wieder irgendwelche Gangster in den Kopf geballert, es wurde Jemand tot gefahren oder es fand mindestens eine Vergewaltigung statt – guter Link zum nächsten auditiven Thema im Übrigen: die Mädels auf Manchesters nächtlichen Straßen schreien ganz schön viel, oft und schrill.... das hör ich auch in meinem Zimmer, abends, immer wenn ich schlafen will!
Nun gut, es gibt ja dann doch noch etwas, was einen höheren Pegel zu bieten hat: das ist mein Zimmernachbar Sakis (Zäääkisssss gesprochen), netter Typ, aber auch laut. Wenn er nicht gerade irgendwelche schlechte Technomucke auf 30000 Dezibel hochdreht, rennt er durch den Gang und schreit: „Es ist Freitag, Nina!“ Der einzige Satz, den er auf deutsch kann und der soviel bedeutet wie: heute machen wir kräftig einen drauf, was wiederum bedeutet, dass meine durchschnittlich 20-Jährigen Mitbewohner gegen 9 Uhr früh ins Bett gehen, es vorher aber noch mal so richtig krachen lassen musiktechnisch (also zwischen 4 und 9 Uhr morgens). Nich schlimm!
Ach ja, könnt ihr euch vorstellen, welches Geräusch hier am ausdauernsten (24 Stunden am Tag) ist, aber dafür auch am vergleichsweise leisesten??? Es ist - tamtaratam: der Regen, mein neuer Freund☺ Alles nur Gewohnheitssache sag ich da...
Nicht, dass noch Jemand auf die Idee kommt, das war jetzt alles negativ gemeint. Quatsch, ich bin nur überrascht, dass ich überhaupt noch höre. Aber das wiederum liegt wahrscheinlich am Ohrenbalsam, den ich immer dann auf meine Wascheln bekomme, wenn wir eines der schönen Pubs besuchen, in denen man jedes Lied mitsingen und tanzen möchte...
Liebe Grüße, Nina.

Sonntag, 20. Januar 2008

Neueste Erkenntnisse


Die Engländer haben keine Ahnung von Kaffee (und das bringt mich fast um).

Norden ist nicht gegenüber von Westen.

Auch "Brot" ist ein dehnbarer Begriff. Dehnbar im wahrsten Sinne des Wortes…

Wenn man mit einem Gasherd kocht, dann kann man trotzdem im selben Raum rauchen ohne dass einem eine Explosion die Küche um die Ohren haut.

Englische Studenten sind total irritiert wenn ausländische Studenten ZUM SPASS! Bücher lesen.

Vibratoren, Dildos und Penisringe kann man sich hier in den Toiletten der Bars aus dem Automat holen. Gleich neben dem Kaugummiautomat übrigens.

Cheers loves,

Malaika

Donnerstag, 17. Januar 2008

Manchester, Music, Mitbewohner


Wieso ich mir gerade Manchester als Ziel für mein Auslandssemester ausgesucht hab ist ja kein Geheimnis. Nicht etwa wegen der weltberühmten Universität, dem wunderbaren Wetter, der gefeierten Fussballmannschaft oder der kulinarischen Vielfalt nämlich, sondern der Musik wegen. Natürlich.
Seit Monaten durchforste ich die Tourpläne sämtlicher meiner Lieblings-, Halblieblings-, Fastlieblings- und Vielleicht-bald-Lieblingsbands und habe im Zuge dessen ja schon im November Karten für das am 10. Februar anstehende Babyshambles Konzert (das wichtigste von allen!) ergattert.

The Smiths, Joy Divison, New Order, Oasis, James, The Stone Roses, Lamb, Happy Mondays, The Verve, … - alle kommen sie aus Manchester. Schon alleine deswegen, hab ich mir gedacht, muss über dieser Stadt ein Geist schweben, der mein Herz mit Freude erfüllen wird, wenn ich einfach erst einmal auf diesen holprigen Straßen durch die Pfützen springe.
Dem war aber zuerst einmal gar nicht so. Die Zimmersuche gestaltete sich mehr als schwierig und neben dem ganzen Organisationskram hatten wir bisher kaum Zeit uns dem berüchtigten Nachtleben dieser verrückten Stadt zu widmen. Jetzt, wo wir endlich wirklich alle fix irgendwo wohnen, jeder eine englische Handysimkarte hat und die Aktivierung unserer englischen Konten langsam in greifbare Nähe rückt, werden wir das wohl in Angriff nehmen.

Ich persönlich habe es ja als mein Schicksal angesehen, dass ich hierher komme. Und ich und mein Schicksal hatten bisher noch nie ein Problem miteinander. Als ich dann aber hier in die Wellington Road eingezogen war, da musste ich mich schon kurz fragen, was sich das Schicksal wohl dabei gedacht hat, mich in eine solche Runggelbude zu verschlagen. Ich bin wirklich kein Ordnungsfanatiker, aber beim Anblick gewisser Räume in diesem Haus hat es mir am Anfang schon ein bisschen die Sprache verschlagen.
Meine 6-7 Mitbewohner stellten sich als sehr seltsame Menschen heraus, die ihre Zimmer höchstens verlassen, um ihr Geschäft zu verrichten, zu duschen oder zu kochen. Angeblich haben sie den Megastress an der Uni und müssen ganz viel lernen, was ich aber bezweifle - bei höchstens 2 Tagen Unterricht in der Woche. Als wir dann mit einer der Mädels ein Gespräch über Musik führten und sie uns unter quietschendem Gejubel erklärte, dass sie Karten für das Spice Girls Konzert habe, da hätt ich mich schon fast mit meinem Schicksal angelegt. Als der Mitbewohner über mir in voller Lautstärke undefinierbaren Klängen der unerträglichen Art zu lauschen begann, schrie ich laut: "WARUM?!" Und als Ninas Zimmernachbar Sakis uns erklärte, dass nur House das Wahre ist, wollte ich weinen.

Aber dann kam mein Mitbewohner Dafydd aus Wales zurück. Er ist der einzige Raucher im Haus und ist froh, dass mit mir einmal jemand eingezogen ist, der sich im Wohnzimmer aufhält - dem einzigen Ort wo man rauchen darf. Also treffen wir uns immer dort. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die anderen im Haus nicht so angetan von ihm sind. Er ist halt ein bisschen… anders. Kein Wunder, dass ich ihn geich in mein Herz geschlossen hab.
Gestern hat er mir vorgeschlagen noch eine DVD anzuschauen. Zu diesem Zweck hat er mich in sein Zimmer gebeten, damit ich mir dort eine DVD aus seinem Regal aussuchen konnte. Und was erblickten meine linsengeplagten Augen in der Ecke des Zimmers? Eine Gitarre und einen Bass! Der Dafydd ist ein Musiker.
Als er die Freude in meinem Gesicht sah, begann er sofort, ein Privatkonzert für mich zu spielen. Wie man sich sicher vorstellen kann fühlte ich mich äußerst geehrt. Dann hielt er mir die Gitarre hin und fragte: "Wanna try?" Aber sicher. Ich hängte mir das Teil um und klimperte drauflos, worauf er in schallendes Gelächter ausbrach und rief: "It looks huge on you!"
Bevor wir dann "City Of God" in den DVD-Player legten, sahen wir uns auf BBC noch eine Diskussion über den Einfluss britischer Musiker aus den 60ern auf die heutige Musikszene an und quatschten über alle möglichen alten und neuen Bands.

Und somit habe ich mich mit meinem Schicksal dann auch versöhnen können. Mein Mitbewohner ist ein Musik-Freak - was will man mehr?!

Oh, das Beste kommt am Schluss: die Sara und ich haben uns - nachdem uns Dafydd den glorreichen Tip gegeben hat - gestern Karten für das Radiohead Konzert Ende Juni gekauft. Juchu!


Cheers loves,

Malaika

Mittwoch, 16. Januar 2008

Kings of the road

Mit der mancunischen Lässigkeit läufts jetzt schon viel besser. Ich entgehe ungefähr zwanzig Mal am Tag mit urbaner Nonchalance smooth dem Tod durch Überfahrung, reagiere auf Blicke anderer mit gekonnt versteinertem Gesichtsausdruck und! Ich kann mittlerweile busfahren!! In Vorarlberg bin ich ja so quasi der meistbusfahrende Mensch überhaupt, bedingt durch meine Scheisspendlerei zwischen Lustenau und Dornbirn, und hab gedacht zumindest das hätte ich also drauf, aber nee! Wenn man in Manchester Bus fahren will muss man nämlich ganz viele Sachen bedenken die in V komplett wegfallen.

Das fängt schon beim Einfachsten an: Der Bus bleibt nämlich gar nicht stehen. Wir haben schon so manchem "Magic Bus" mit Tränen in den Augen nachsehen müssen, bis wir mal rafften dass man winken muss damit er anhält. Man kann aber auch nicht einfach so irgendeinen Bus herwinken! Es ist hier nämlich so, dass mehrere verschiedene Busgesellschaften durch die Stadt gondeln, und man beim Ticketkauf einiges an Geld einsparen kann, wenn man die Tagestickets nur für eine dieser Gesellschaften (Stagecoach, Finglands, Arriva und mein persönlicher Liebling: Bullocks) löst. Da zahlt man nämlich nur 3 Pfund und kriegt dafür einen Zettel auf dem "Day Rider" steht. Ist ja schon mal geil. Wenn man dann aber irgendwo im Regen steht, was ja hier öfters mal passieren kann, und unbedingt schnell wieder von diesem Ort weg möchte (Moss Side, Uni etc), kann man noch so stolz darauf sein dass man ein Stagecoach-Day Rider ist, der Finglands-Bus nimmt einen trotzdem nicht mit. "YOU HAD MY SUSPICION!" brummt der Fahrer dann nur mahnend nachdem man versucht hat hastig an ihm vorbei zu springen, kurz bevor er einen wieder rausschmeisst. Vorallem wenn man im betrunkenen Zustand durch die Stadt stolpert ist es also ratsam so ein Tagesticket für alle Busse um 4 Pfund zu kaufen. Nicht nur dass man dann den Luxus leben kann sich einfach wahllos in jeden Bus zu stürzen der einem gerade gefällt, nein! Mit diesem kostbaren Zettel bekommt man auch einen noch geileren Titel verliehen: "Day Saver"! Ich für meinen Teil habe es die letzten 36 Pfund (=9 Tage) sehr genossen offizieller Tagesretter zu sein, bin jetzt aber doch auf eine langweilige Monatskarte umgestiegen. Eine ziemlich gute Investition, zumal ich natürlich die Einzige von uns bin die noch keine Unterkunft hier hat. So kann ich es mir vielleicht nachts mal in einem Doppeldecker meines Vertrauens gemütlich machen. Wir sollen hier ja schließlich Erfahrungen gewinnen...oder so.

Ach ja! Wenn man erstmal das Ticket gelöst hat, gehts ja weiter. Irgendwo sollte man schließlich auch sitzen. Und wenn die die Busse hier schon doppelt so hoch bauen, laufen wir natürlich gerne hoch in den ersten Stock um uns wie Könige zu fühlen bzw so zu tun als ob wir den Bus selbst steuern würden (mit lautem "BRUMM BRUMM!!" hat Nina schon am ersten Tag sehr viele neue Freunde dazugewonnen) bzw die anderen Mitpassagiere mit unserer Anwesenheit zu nerven. Und wie man das aus dem Schulbus kennt - die härtesten Gangster sitzen immer ganz hinten. Nach anfänglichem Zögern trauen auch wir uns mittlerweile immer öfter unsere Luxuskörper in die hintersten Reihen der Magic Busses zu verfrachten und können also so noch ein paar Lässigkeitspunkte mehr für uns einstreichen.

Erwähnte Punkte werden allerdings ganz schnell wieder verloren, wenn man immer noch zu blöd ist um zu wissen wo man sich überhaupt befindet und wo zur Hölle man aussteigen muss (sich an roten Backsteinhäusern zu orientieren ist gar nicht mal sooo einfach und auch nicht besonders schlau), und mit lautem, germannischen Geschrei "SCHEISSE MIA MÜASSEND UUUUSSEEEEE!!" den doch ziemlich weiten Weg aus der hintersten Reihe und die lebensgefährliche Treppe runterpoltert.

Sollte man allerdings auch dies geschafft haben und den Weg ins Freie finden, kommt das Wichtigste! Weil die Mancunians entgegen aller Gerüchte so höfliche und freundliche Menschen sind, motzen sie den Busfahrer nicht wie die Vorarlberger Dorfjugend auf dem Weg in die Blaue Sau in präpubertärer Manier an, sondern danken ihm herzlichst. Wofür weiss ich nicht, habs mir aber trotzdem angewöhnt es den Eingeborenen gleichzutun, natürlich nur sofern der Busfahrer mir sympathisch ist - irgendwo ist ja auch mal Schluss.

In diesem interessanten Blogeintrag leider noch nicht, ich kann nämlich beim besten Willen nicht soviel über Busse schreiben ohne unseren Lieblingsfahrer zu erwähnen. Ein wirklich sehr cooler Typ, der manchmal während der Fahrt singt und vor sich hin lacht, immer einen äußerst rasanten und abenteuerlichen Fahrstil an den Tag legt (Dialog zwischen ihm und einer Passagiererin - Sie: "You don't know how to drive a bus!" Er: "WHAT?! It's not my fault, this bus is too old - see!" (Quietschen-Krachen-Passagiere fallen um) Er: "Now don't tell me I can't drive! UAHAHAHAHAAA"), sich gerne über die Herkunft seiner Mitfahrer unterhält ("Oh Austria - where Hitler came from!") und prinzipiell schon 200 Meter vor jeder anzufahrenden Haltestelle die Türen öffnet. Ziemlich praktisch, weil man bei dem Schwung eh schon von selber rausfällt und also schneller draussen ist.

Beim letzten Mal hab ich ihm nach der üblichen Danksagung noch geraten vorsichtig zu fahren. Das winkt er nur cool mit einem "Yeah yeah" ab und braust genauso wahnsinnig wie er gekommen ist wieder davon - mit ca 76 verängstigten Day Ridern und Day Savern im Gepäck. Was für ein Mann!





Cheers love,
Sara

Dienstag, 15. Januar 2008

Nachtrag zu unserem Bed & Breakfast



Yuen Yan Li hat die Lizenz zum Vergiften. Und was haben wir davon?


Montag, 14. Januar 2008

Praktische Tips fürs Leben - Teil 1


Manchmal kann es passieren, dass man sich in einem Raum befindet, in dem es nur eine Steckdose gibt. Vielleicht befindet sich der einzige Spiegel genau quer gegenüber dieser Steckdose. Wer sich in so einer Situation föhnen will, kann sich dabei ja leider nicht anhand seines Spiegelbilds orientieren. Für diese Art von Notfall gibt es die integrierte Kamera im MacBookPro. Sie ersetzt nicht nur den Spiegel und verhilft somit zu füllig glänzendem Haar, nein - man kann sich dabei auch noch fotografieren. Schöne neue Welt …

Sonntag, 13. Januar 2008

Neueste Erkenntnisse


Man merkt hier erst wie ruhig es ist, wenn jemand schreit.

Wenn die Engländer Pfeile auf die Strasse malen müssen, damit sie wissen auf welche Seite sie schauen müssen wegen den Autos, dann könnten sie doch gleich auf der richtigen Straßenseite fahren.

Wenn Chicken Samosa irgendwie extrem komisch schmeckt, dann gehört das nicht so, sondern es ist alt. Man soll das dann nicht essen, sondern wegschmeissen.

Kinder und Hunde sieht man in Manchester nur am Wochenende. Beide gehen normalerweise an der Leine.

Cheers loves,

Malaika

Mittwoch, 9. Januar 2008

Drei Mädels vom Land in Manchester City

Ha, hier also endlich auch mein erster Beitrag. Geschrieben wie man sieht bereits vor einigen Tagen, aber das mit dem Posts machen auf Blogs is nich so mein Ding:-) Also viel Spaß damit, wa!?!

Nachdem wir uns die vergangenen 5 Tage großteils in bereits erwähnten Sex-, Drugs- & Rock ´n Roll-Vierteln die Zeit vertrieben und Wohnungen besichtigt haben, hatten wir heute erstmals die Muße, Manchester Down Town kennenzulernen. Was für ein Erlebnis für eine Schuh-Fetischistin wie ich (Nina) es bin! Es war großartig. Achtung Achtung: die Schuhe sind abgefahren UND billig. Wo bitte auf der Welt gibt es das ein 2. Mal? Ich vermute heute schon, dass ich 1. sehr viele davon kaufen werde und sie 2. wegschmeißen muss, wenn wir wieder nach Hause kommen. Denn mit diesem Schuhwerk werde ich in Vorarlberg meinen Platz an der Uni, meine geliebte Arbeitsstelle sowie all meine Freunde verlieren. Nun habe ich viel darüber gesprochen, leider nehme ich an, dass Niemand sich diese „Schuhe für Füße“ (so stands im Schaufenster) vorstellen kann – deshalb werden schon bald Bilder folgen (waren heute so erschlagen von der Wucht dieser Treter, dass wir darüber das Fotografieren vergaßen) – versprochen!
Neben den tollen Schuhen gab es denn auch noch Läden mit Klamotten. Also nicht, dass es das nicht auch in der Heimat gäbe, dennoch ist es hier etwas anders. Zunächst denkt man, man betritt eine Diskothek, wohlgemerkt eine mit super Sound, weil da drin einfach ganz laute, ganz gute Musik läuft. Super, das nennt man glaub ich Shopping-Marketing oder so ähnlich! Du läufst rein und fühlst dich schlagartig so wohl, dass du die nächsten 10 Stunden in dieser Mall verbringen willst und wirst. „Sauber“ sog i do bloß und nun das Allerbeste: Sarah und Mali waren bzw. sind immer noch genauso begeistert wie ich. Also alle Münder standen offen, der Sabber lief raus und die Welt war in allerbester Ordnung. Haben schlussendlich trotzdem beschlossen, Shopping noch mal zu verschieben, weil erst Dach über Kopf, dann Dress suchen! Bis dahin verstecke ich mich vor der Außenwelt – sich lässig kleiden bedeutet hier nämlich keineswegs, dass der Gürtel farblich zu den Schuhen passen und das T-Shirt im Ton der Socken gehalten sein sollte – im Gegenteil! Man kombiniert hier am besten Punkte mit Streifen und Sternen, dann zieht man rot zu lila, grün zu rosa usw. an. Des Weiteren spielen kurze Röcke eine entscheidende Rolle, Strumpfhosen in den verschiedensten Designs, äußerst weite 80er-Jahre Pullis... Ach, was red ich überhaupt – es geht einfach alles, Hauptsach, es kracht und quietscht! Das ist meine Welt, Leute, hier fühl ich mich wohl.
Ach ja, unsere Reise ins Stadtinnere hat sich letztendlich auf ca. 15 Bekleidungs-Schuppen beschränkt, dann mussten wir zurück in die Lehranstalt. Aber keine Sorge, schon die nächsten Tage werden wir dort wieder auflaufen und dann mit Money im Sack – I swear! So denn, die Taschen hoch und bis die Tage, wenn ich und vielleicht auch die andern Beiden sich in neuen Outfits präsentieren...

Manchester Metropolitan University


Soviel wir bisher mitgekriegt haben, scheint unsere Uni richtig super zu sein. Wir sind sehr lieb begrüßt worden und haben eine Führung bekommen. Dabei sind wir wieder wie die Lemminge der netten Leonore nachgerannt und haben uns auch hier wie die Landeier angestellt.
Das Gebäude für Arts & Design ist nicht mehr das neuste, dafür umso heimeliger. Und es riecht voll gut da drin. Das ist wohl eine Mischung aus Siebdruckfarbe, Papier, Ton, Holz, Glas und Photochemie. Die Sara meinte ja es riecht nach Marzipan.
Jedenfalls sieht man gleich, dass es hier sehr praxisnah zugeht. So auch unsere Projekte, die wir dann zu machen haben. So wie wir es verstanden haben wird ein Thema vorgegeben und jeder kann dann machen, was er will. Zur Verfügung steht eine Siebdruckwerkstatt, eine Buchdruckwerkstatt, ein Photostudio und Labor, Videokameras und 1000 verschiedene Drucker mit dazugehörigem Paper-Shop, wo man wohl jedes Papier kaufen kann, das es auf dieser Erde gibt. Für mich ist das ja das absolute Paradies. Außerdem kann man auch Zeichnen oder Collagen machen oder whatever.
Wir haben gestern und heute schon einige Arbeiten der Studenten gesehen und waren schwer beeindruckt davon. Die haben wirklich was drauf und ich glaube, dass die sich dadurch, dass ihnen ja keine Grenzen gesetzt werden, richtig entfalten können.

Im Stockwerk unter uns sind die Werkstätten der Leute, die 3D-Design studieren. Dort arbeiten sie mit Ton, Holz und Karton. So ein Bastelstudium würde mir persönlich ja auch sehr gut gefallen!

Wir sind jetzt zwar ein wenig eingeschüchtert, freuen uns aber trotzdem schon auf das, was da auf uns zukommt. Am Montag haben wir erst mal einen Siebdruckworkshop.

Heute mussten wir uns kurz unseren Mitstudenten vorstellen und die Nina hat gleich mal ganz diplomatisch gesagt: "Hello, my name is Nina, I am 28 years old and we have no accomodation. So if anybody has got a spare room…"
Das stellte sich als sehr gute Taktik heraus, denn wir konnten dann heute Nachmittag gleich ein Zimmer in einem Haus anschauen, das zur Abwechslung mal nicht schimmlig war.

Morgen können wir noch ein zweites ansehen und ansonsten gäbs auch noch drei freie Zimmer im Studentenheim. Also ab morgen haben wir hoffentlich alle ein privates Dach über dem Kopf.

Leider hab ich anscheinend das Kabel von meiner Kamera daheim vergessen. Deswegen gibts solange keine Fotos bis ich mir hier eins gekauft habe.

See ya, Malaika

Dienstag, 8. Januar 2008

Welcome to the island





Cheerio ol’ chaps!


Seit Donnerstag Abend sind wir nun also auf der Insel, nach einem kurzen Londonabstecher in Manchester. Es gefällt uns sehr gut hier, in die schöne Stadt selbst haben wir uns eh alle schon ein bisschen verliebt. Aber wir sind ja nicht der Liebe wegen hier! Und schon gar nicht wegen Schönheit oder dergleichen, sondern natürlich nur um was zu lernen, klar. Und obwohl wir noch obdach- und kontaktlos (so langsam auch immer geldloser) sind, konnten wir schon viele wichtige Erkenntnisse für uns gewinnen.

1.) Die Leute die hier wohnen heissen nicht Manchesterianer und auch nicht Manchesteusen. Das sind nämlich Mancunians. Warum das so ist wissen wir nicht, wollen wir aber genauso gerne herausfinden wie zum Beispiel woher dieses ewige „Cheers“ kommt, wann man es am besten sagt und wann nicht, und ob der Busfahrer wohl sehr blöd schaut wenn wir ihm ein fröhliches „Cheers love“ entgegengröhlen.

2.) Die Mancunians sind verdammt cool. Teilweise fühlt man sich wie in einem Musikvideo, bei den ganzen geilen Stylern mit ihren Großstadtfressen um einen rum. Trotz aller Coolness scheinen die aber auch ziemlich heißblütig zu sein – anders ist es uns nicht erklärlich wie sie es aushalten können bei diesen Temperaturen halbnackt, also in kurzen Röckchen, mit aufgeknöpften Hemden, ohne Jacken und überhaupt äußerst unbekleidet durch die Stadt zu rennen, während wir uns in fetten Fleeceschichten eingehüllt fast zu Tode frieren. Die auf dem Bild ist leider noch zu angezogen, zeigt aber so ansatzweise den Style der hier vorherrscht.



3.) Wir sind Landeier.

4.) Linksverkehr ist auch als Nichtuautofahrer gar nicht so einfach! Irgendwie haben die letzten 24 - 31 Jahre Mitteleuropa wohl auch bei uns ihre Spuren hinterlassen, es fällt uns jedenfalls ziemlich schwer beim Straßenüberqueren zu erraten aus welcher Richtung wir wohl am ehesten überfahren werden und wo man also am besten zuerst hinschaut („Achtung, RECHTS!“ „Was wo??“ „AAAAAHH!!“). Nachdem Nina gestern einige Male laut kreischend gerade noch so der Plattwalzung entkommen konnte, habe zumindest ich mich dazu entschlossen, mich nur noch auf mein Gehör zu verlassen und gar nicht mehr irgendwohin zu kucken.

5.) Viele Sachen sind dehnbar. So zum Beispiel auch Fallowfield, ein Stadtviertel das uns von allen Seiten als der ultimative Studentenpfuhl und sehr nett und überhaupt cool empfohlen wurde. Moss Side hingegen ist so ziemlich das übelste Ghetto Manchesters mit einer blühenden Gangkultur. Am besten man geht da gar nicht erst hin, hat mir mal ein Urmancunian geraten. (das heisst hier ja nicht umsonst auch Gangchester oder gleich Gunchester) So beschränkten wir uns bei der Wohnungssuche bislang also auf Fallowfield und noch ein paar andere Bezirke. Als wir in einem Inserat ein Fallowfielder 8-Zimmer-Haus mit zwei freien Zimmern fanden, waren wir also schon ziemlich glücklich, obwohl die vergleichsweise extrem niedrige Miete uns doch etwas skeptisch machte. Dave, der Hausbesitzer/Landlord, wollte zudem keine Leute die intravenöse Drogen nehmen. Wir ließen die Spritzen also im Bed & Breakfast und machten uns auf den Weg. Die Skepsis bezüglich der Adresse stieg wieder als der 111er-Bus, der uns zu diesem unglaublich geilen Haus in der unglaublich geilen Wohngegend bringen sollte, mit „MOSS SIDE“ angeschrieben war. Wir waren dann auch die einzigen die da einstiegen. Um Zeit zu sparen sprangen wir früher aus dem Bus und nahmen eine Abkürzung, ein sehr schöner Spaziergang eigentlich, der uns sehr deutlich vor Augen führte, dass wir definitiv in der Bronx gelandet waren. Wir hätten ja gerne Fotos gemacht oder einen der Crackdealer darum gebeten eins von uns zu machen, haben es uns dann aber doch anders überlegt und uns lieber hinter dem extrem unauffälligen 12-Quadratmeter-Stadtplan verschanzt. Aber alle Schießereien und Messerstechereien mal beiseite ist Moss Side schon ein ganz ganz tolles Fleckchen! Wird nie langweilig, weil immer wenn man sich denkt, so, das muss jetzt die übelste Straße sein, biegt man in die nächste ein die das Wort „übel“ noch mal in ein anderes Licht rückt. Als wir dann schlussendlich vor dem gar nicht mehr so geilen Haus in der gar nicht mehr so geilen Wohngegend standen, hatten wir schon alle beschlossen da bestimmt nicht hinzuziehen, Kulturenclash und Mietpreis am Arsch, ließen uns aber doch hereinbitten – einfach um von der Straße wegzukommen. Es stellte sich dann heraus, dass Jill, 43 Jahre jung, (die Landlady) gerne viel Wein trinkt und nach dem Weggehen auch mal erst um halb 11 am nächsten Tag heimkommt und dann unten im Stuhl verpennt, wohingegen David (der Landlord) zu alt und zu langweilig (O-Ton Jill) ist um das Haus zu verlassen und dafür ein echter Putzteufel ist, weil Unsauberkeit und Unordnung kann er ja überhaupt nicht ab, darum wird auch alle drei Wochen aufgeräumt. Wir inspizierten also noch schnell die zwei zur Verfügung stehenden Zellen, lauschten gespannt Jill’s Saufstories und machten uns relativ bald wieder auf den Weg.

6.) Moss Side ist nix für uns.



7.) Wir versuchen ja wirklich unser Bestes cool zu sein. Vorallem weil die Mancunians da so dermaßen steil vorlegen – aber irgendwie klappts nicht so ganz. Ob es an unserer unpassenden Kleidung (Jacke und Wollmütze) liegt? Immerhin wurde Nina von den Moss Side-Leuten ziemlich lange wegen ihrem „Lama Hat“ ausgelacht, der nicht besonders „fashionable“ sei. Oder sind es unsere verwirrten Landeifressen, auf die wir immer wieder ein freundliches „Are you lost?“ zu hören bekommen? Vielleicht sind es aber auch unsere verbalen Ausfälle die unsere Coolness blockieren – wenn Nina im International Office den halben Tisch mit einem gekonnten Schwung abräumt, stößt sie schon mal ein „OH SHIT“ aus, Mali sagt zustimmend „Isch guat!“ und ich für meinen Teil muss jetzt echt mal aufpassen wann und wo ich meine lustigen Araberimitationen bringe.

8.) Engländer haben sehr viel Chlor im Wasser und sehr sehr dünnes Klopapier. Das eine hat mit dem anderen aber nichts weiter zu tun.

9.) Dass man in England nicht gut essen kann ist ein Gerücht. Vielleicht liegts ja auch daran dass wir zum Großteil auf der Currymile bei den Indern und Pakistani essen waren, aber bisher haben wir uns jeweils gefühlte 50.000 Kilo angefressen. Allerdings haben wir auch noch keine merkwürdigen urenglischen Pasteten oder Augensteaks ausprobiert, wir geben dann noch Bescheid wie das so ist und ob sich nicht doch eine Verbindung zu Punkt 8 finden lässt.

10.)Also die Kapazität hier - einfach unglaublich over the top.




Cheers love,
Sara