Mittwoch, 2. Juli 2008

Die Radiokopf-Experience


Die erste Konzertkarte, die wir uns hier in Manchester besorgt haben - nämlich im Jänner schon - war die für das Radiohead Konzert. Und am Sonntag war es dann endlich soweit, das letzte grosse Ereignis unseres Aufenthaltes. Leider konnte die Schlari aus umzugstechnischen Gründen dann gar nicht mitgehen, was sehr sehr traurig war, weil das wäre doch der perfekte Abschluss gewesen.

Daf hatte ja behauptet, dass das ein Konzert im kleinen privaten Rahmen werden würde, mit 400 Leuten. Dass das nicht stimmte war spätestens klar, als wir zusammen mit ca. 400 Leuten an der Strassenbahnhaltestelle standen und eine Stunde lang eine Bahn nach der anderen vorbeifahren liessen, jede davon so voll, dass nicht mal mehr eine Bohnenstange reingepasst hätte.
Schließlich waren wir so schlau eine andere Route zu nehmen und von den Salford Quayes die 20 Minuten bis zum LCCC Stadion zu laufen. Dort trafen wir dann auf den Rest der Menschen. Ich habe irgendwo gelesen, dass es insgesamt 40.000 Zuschauer waren und irgendwo anders stand es seien 56.000 gewesen. Wie auch immer, es waren viele viele viele Menschen.
Das war auch der Grund dafür wieso ich diesmal wirklich nicht daran gedacht habe mich in die erste Reihe zu quetschen, nicht mal ansatzweise. Und da ich nirgendwo in der Menge was von der Bühne gesehen hätte und sowohl Daf also auch Jeremy und Jem der Meinung waren, dass es bei einem Radiohead Konzert nicht viel zu tanzen gibt, haben wir uns rechts von der Bühne auf die Tribüne in die Sonne gesetzt und dem Strom von Menschen zugesehen, der ins Stadion einbrach.

Erste Vorband waren MGMT, die ganz nett waren. Umgehauen haben sie mich nicht, das konnte man daran erkennen, dass ich die Zeit ihres Auftritts für ein Abschiedsgespräch mit Jem nützte und danach 15 Minuten in der Schlange vor dem Klo anstand. Vielleicht hätte ich mir ihre Sachen aber auch vor dem Konzert schon ein bisschen anhören sollen, denn die Schlari sagt ja, dass MGMT gewöhnungsbedürftig sind und sehr gut, wenn man sie sich öfter anhört.

Die zweite Dame gefiel mir besser. Wie Daf es vorausgesagt hatte. Bat For Lashes. Er meinte dass die wie eine Mischung aus den frühen Goldfrapp Sachen und Björk klingt und in der Tat: es war sehr schön. Am anderen Ende des Stadions bewegten sich die Bäume in Zeitlupe im Takt zur Musik und unten vor der Bühne tat die Menge dasselbe. Ich trank dazu ein Bier und alles war super.

Mittlerweile bin ich ja die Engländer und ihre vielen Regeln gewohnt und so erschien es mir gar nicht sooo eigenartig, dass die Hauptband bereits vor 20.00 Uhr auftrat (wo uns noch die Sonne blendete), weil um 22.30 Uhr curfew ist und da bis dahin alle Menschen das Stadion verlassen haben müssen kann die Band natürlich nur bis 22:15 Uhr spielen.
Und wie die gespielt haben! Nach den ersten 3 Liedern war ich wunschlos glücklich und dachte mehr kann man ja nicht verlangen. Wir versicherten uns gegenseitig, dass es eigentlich sch##egal ist was sie spielten, denn keinem von uns fiel auch nur ein einziges Lied ein, das uns nicht gefaellt. Und so ertönten am Anfang jedes neuen Liedes ganz viele "Aaaahhh"- und "Oooohhh"-Rufe, genauso wie bei einem grossen Feuerwerk - und sowas ähnliches wie ein Feuerwerk wars ja auch.

Die Lichtshow war sehr beeindruckend. Mal schien Wasser die Leuchtstäbe hinabzufliessen, dann wieder sah es so aus wie ein Fernsehflimmerbild oder die Matrix. Links und rechts von der Bühne befanden sich zwei 4-geteilte Leinwände und eine lange direkt hinter der Band. Von oben,wo wir sassen,sah sowohl die Bühne als auch die Menschenmenge davor wunderschoen aus. "15 Steps" und "All I Need" liessen mich von einem Ohr zum anderen grinsen und das Grinsen ging dann auch nicht mehr weg und sah wahrscheinlich ein bisschen psychopathisch aus. Allerdings hat das eh keiner mitgekriegt, denn irgendwie waren wir einfach alle hypnotisiert. Ab "No Surprises" fing mein Magen an auf und ab zu hüpfen und ich vergass zeitweise zu atmen (und das passiert mir nur wenn ich sehr glücklich bin). Eine atemberaubende eigenartige D&B-Version von Idiotique rührte mich schließlich zu Tränen. Vor der 3. Zugabe erwähnte der Thom, dass grad doch noch ein paar Minuten bis zur curfew blieben.

"We've got a few more minutes before we turn into pumpkins. Or mice or whatever the fuck it is."
Und kaum war der letzte Ton von "Lucky" verklungen und der Thom hatte "Thank you" gesagt liefen alle Leute sofort zu den Ausgängen. Ja, so ist das eben mit den Gesetzen hier.

Völlig benommen nahmen wir zurück den selben Weg wie hinwärts und das war auch gut so, denn die Straßenbahnen, die direkt vorm Stadion halten waren stundenlang restlos überfüllt und deswegen ist dann auch eine von denen im Stadtzentrum entgleist. Da dort um die Zeit die Gehsteige zum Glück wie leergefegt sind ist Gott sei Dank nicht viel passiert. Nur ein paar Leichtverletzte.
MEN - Entgleiste Strassenbahn

Für diejenigen, die es interessiert, noch schnell die Setlist:

01 15 Step
02 Airbag
03 There There
04 All I Need
05 Nude
06 Arpeggi
07 The Gloaming
08 The National Anthem
09 Faust Arp
10 No Surprises
11 Jigsaw Falling Into Place
12 Reckoner
13 Just
14 Bangers 'n Mash
15 Everything In Its Right Place
16 Fake Plastic Trees
17 Bodysnatchers
18 Videotape
19 Paranoid Android
20 Myxomatosis
21 Optimistic
22 Karma Police
23 Pyramid Song
24 2+2=5
25 Idioteque
26 Lucky

"You ever met a politician and got the feeling they're hollow inside? I had that feeling. However, I remain optimistic."


Ach ja! Fazit: Ich will das gleich nochmal haben!!!


Cheers Loves,

Mali

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